Blogparade Leidenschaft #ironblogger
Ist doch klar, was meine Leidenschaft ist, oder? Nicht umsonst gehört mir auch die Domain „stricksucht.de“. Ein Leben ohne Stricken ist möglich, aber sinnlos. Ist es nicht großartig, aus einer Schnur und zwei Metallstäben Kleidung zu erstellen, die wirklich tragbar ist?
Der Anfang
Gelernt habe ich das meiste, das ich kann, als Kindergartenkind von meiner Oma, die so eine richtige Klischee-Oma war. Sie saß in ihrem Ohrensessel (mit Hühnermuster, ich werde es nie vergessen), ein bisschen rundlich, um sie herum ein kleines Schränkchen mit Nähnadeln, Garne, Stickrahmen, Häkelnadeln. Oma stickte (Kreuzstich, Gobelin, Tischdecken), Oma häkelte und Oma strickte. Und klein Niki tat das ebenso (das Foto stammt aus dem Kindergarten, da war ich vier Jahre alt):
Meine Mutter hatte und hat da nicht so den Nerv für, aber ich habe mich anstecken lassen. Damals schon erbte ich jede Menge Gerätschaften, ich häkelte vor allem Kleidung für meine Barbies und Monchichis. Ein erstes Meisterwerk ziert heute das Fenster unseres Gartenhäuschens – eine Filetgardine mit Kirschen. Stricken fand ich immer sehr unproduktiv damals, Häkeln ging schneller.
Die 80er
Da musste man doch einfach stricken. Im Schulunterricht natürlich. Und überhaupt von morgens bis abends. Es war die Zeit der Intarsienstrickerei, wo man gern mal mit Fransen und Mohair kombinierte. Ich habe ein paar Pullis angefangen, auch damals war ich schon ziemlich gut im Anfangen und nicht Fertigstellen. Die Zeitschrift „Mädchen“, die ich in diesen Jahren verschlungen hatte, enthielt in jeder Ausgabe Strickmuster, ich kann mich noch sehr gut an einen Fledermauspulli erinnern, der Patent und Perlmuster kombinierte. Natürlich ist er nie fertig geworden. Und natürlich: NEON! Eine Jacke, die sich nach wie vor im Besitz meiner Mutter befindet, habe ich tatsächlich fertiggestellt. Am Ende war sie mir dann zu klein. Aber schaut mal, hier ist sie:
Das Beilaufgarn hatte bunte Noppen, dazwischen dann eben Intarsientechnik. Gestrickt damals mit dem Originalgarn, höllenteuer war das damals schon. Gestrickt 1984 oder 1985 im zarten Alter von 14 Jahren. Am besten fand (und finde!) ich die Knöpfe, dreieckig, mit Perlmutteinlage. Damals kaufte ich nicht nur schwarze, sondern auch weiße, die sich nach wie vor in meiner Knopfdose befinden. Überhaupt finde ich Knöpfe großartig, in der Dose herumkramen hat etwas echt Meditatives.
In meiner Marburger WG habe ich Socken stricken gelernt. Meinem ersten Freund habe ich einen Pulli gestrickt (NEVER KNIT YOUR LOVE A SWEATER!), und mein ältestes noch vorhandenes UFO (das ist ein unfertiges Objekt) stammt aus dem Jahr 1996 – immerhin ist ein Rückenteil und ein halbes Vorderteil fertig, die Anleitung habe ich auch noch – hm… Aber so richtig los ging das Ganze erst im Jahr 2002. Da wurde es zur Leidenschaft.
Das Internet
Melody ist schuld. Wir und ein paar andere chatteten – muss wohl in ICQ gewesen sein. Sie klagte damals über kalte Füße und ich gab wie ein Sack Gold damit an, welche coolen Sockenstrickfertigkeiten ich so hätte. Wir – jetzt hätte ich beinahe googelten geschrieben, aber wir haben wohl AltaVista oder so benutzt? und fanden sockenwolle.de und Melody tat noch ein Strickblog auf: den kleinen Sockhaus! Damals waren Antville-Blogs schwer in Mode. Naja. Ich las dann also bei Inga von Sockenwoll-Abos und weil das so schwer bekloppt war, brauchte ich natürlich eins. Und bestellte Wolle und strickte der versammelten ICQ-Mannschaft jeweils ein Paar Socken. Und fing an darüber zu bloggen. Siehe ersten Eintrag hier. Die URL habe ich dann 2006 oder so ergattert. (BTW: man könnte wohl auch Bloggen zu meinen Leidenschaften zählen, das mache ich nämlich schon seit 16 Jahren unter arianamania.de).
Was danach kam, fühlt sich an wie eine Spirale in die Wonnen der
Leidenschaft
2003 fand nämlich das erste Sockenstrickertreffen in Hechingen statt, ich lernte dort Susan kennen und naja, was soll ich sagen… es eskalierte ein kleines bisschen 🙂 Ich habe Wolle, so viel, dass ich damit eine Wand isolieren könnte, ich habe unzählige Pullis gestrickt und Jacken und Socken und alles Mögliche halt. Wir gründeten 2004 den „Maschentreff“ und finden uns seither immer am 2. Samstag des Monats zum Stricken in der Öffentlichkeit zusammen – kommt gern vorbei im „Michaeligarten“. Seit 2007 gibt es Ravelry, eine Art Facebook in nett und praktisch für Stricker. Es gibt jede Menge wie mich da draußen, Durchgeknallte, die sich mit lautem Kreischen in ein Wollgeschäft stürzen, die sich gar nicht einkriegen, wenn sie mit Alpakagarn kuscheln können, die sich nicht nur ein Knäuel, sondern eine ganze Kollektion kaufen (ja, das gibt es) und die zu jedem einzelnen Wollball eine rührende Geschichte erzählen können. So wie ich über diese Sockenwolle hier:
MEIN ÄLTESTES OPAL-KNÄUEL. Mit viel Energie der lieben Susan abgeschwatzt und auch heute noch, 13 Jahre danach, immer noch gehegt, gepflegt – Summer Sizzler (oben). Leute, ein ECHTES Royal-Knäuel aus dem Werksverkauf (links unten). Und haltet Euch fest: ich habe noch Tiffany (rechts oben), „verblühende Rosen“ (und noch zwei weitere)! Und ein Knäuel aus Japan (links oben). Japan, JAPAN! Europa habe ich selbst noch nie verlassen, aber Sockenwolle aus Asien kaufen, die in Deutschland hergestellt wurde, das kann ich. Und dann ist da noch dieses ultragrässliche Knäuel mit Glitzer (rechts unten), das ich zu Weihnachten bekam (das Christkind bringt mir jedes Jahr ein hässliches Knäuel und ich freu mich darüber wie ein Schnitzel). Ich könnte das noch für weitere knapp 180 Sockenwollknäuel so weitertreiben. Und da habe ich noch gar nicht über Stricknadeln geschwärmt, von Apps und Anleitungen berichtet, meine ganze andere Wolle gezeigt und tja, auch über Häkeln habe ich noch nicht viel gesagt. Hach.
Das ist Leidenschaft. Stricken macht unheimlich glücklich.
Bei den Iron Bloggern München kannst Du alle Beiträge der Blogparade #Leidenschaft lesen – den ganzen April über erzählen wir über (unsere) Leidenschaft(en).
Unsere erste geschlossene Blogparade zum Thema München hat uns soviel Spaß gemacht, dass wir auch dieses Jahr einen Monat einem Thema widmen wollen. 2016 geht es in unserer Blogparade um Leidenschaft??. (…) Abwechslung ist garantiert, denn unsere Blogs sind sehr unterschiedlich wie wir selbst: Es gibt unter anderem Foodblogs, Outdoorblogs, Fotoblogs, Blogs zu Lifestyle, Malerei und Druckgrafik, Tieren, Reisen, Satire, Stricken, den unterschiedlichsten Sportarten, Pfeife rauchen… Andere beschäftigen sich mit Filmbesprechungen, e-Books, Fotografie, Kultur, ihrem Münchner Stadtteil, Markenbildung, digitaler Kommunikation oder liefern redaktionellen Content. Es wird also spannend, wie all diese Bloggerinnen und Blogger das Thema Leidenschaft aus ihrem Blickwinkel interpretieren!
Gestern war der schwimmverliebte Wasserfrosch dran, morgen wird uns Meike von Start Talking über ihre Leidenschaft berichten. Ich bin gespannt!
12. April 2016 zu 18:39
Ohjaaaa, bei Ravelry bin ich auch und der Berg meiner selbstgestrickten Socken und Lace-Tücher wächst.
Opal-Wolle ist klasse, die mag ich auch.
Liebe Grüße,
Ivana
16. April 2016 zu 10:10
Hi, ich bin auch bei Ravelry, aber meine Stricksucht verläuft immer mal wieder in Schüben. Aktuell bin ich „clean“, mit einer grooooooßen Kiste Wolle im Schrank, die ich immer mal wieder durchstöbere 😉
Angelika