5 Fragen am 5. Juli 2019
1. Bestellst du im Restaurant immer das Gleiche?
Nein, definitiv nicht. Ich gehe nur selten essen, und wenn, dann in sehr unterschiedliche Restaurants. Also koste ich dann immer mal wieder andere Gerichte. Ich bin nicht krüsch und kann deshalb auch Dinge essen, die andere eklig finden. Warum sollte ich dann also immer Schnitzel-Pommes bestellen? Langweilig.
2. Genierst du dich dafür, dass du bestimmte TV-Formate schaust?
Ich schaue überhaupt kein Fernsehen. Meine Kinder schauen Streams, und ich habe festgestellt, wenn man nur lange genug irgendwas nicht schaut, dann hat man einfach auch kein Verlangen mehr danach. Einzige Ausnahme seit zehn Jahren: Biggest Loser. Das schaue ich leidenschaftlich gern und daraus haben sich tatsächlich auch schon einige „reale“ Bekanntschaften entwickelt.
3. Wann hast du zuletzt deine Frisur geändert?
Meine Frisur ist keine. Ich habe Locken, was will man da groß herumstylen. Man könnte sie rausfönen oder glatt ziehen oder kurz schneiden, aber das ist mir alles zu mühselig. Seit einem Jahr lasse ich mein Grau bzw. meine Originalfarbe herauswachsen, das ist wohl die letzte Änderung. Dieses ganze Geschmiere mit fiesen Inhaltsstoffen auf dem Kopf wurde mir einfach zu viel.
4. Wann hast du zum letzten Mal einen Sonnenaufgang beobachtet?
Ich sehe relativ oft Sonnenaufgänge im Winterhalbjahr, weil ich entsprechend früh zur Arbeit fahre. Das ist also an sich nichts Besonderes für mich.
5. Welches Kunstwerk hat dich stark beeindruckt?
Im September 1989 besuchte ich mit meinem Abi-Jahrgang Paris, und wir waren damals im Centre Pompidou. Dort hing ein absurdes, albernes Gemälde. Es war riesig (ungefähr 2m x 1,50m), und es war blau. Fertig. Wir haben damals bestimmt zehn Minuten diskutiert, wie man wohl herausgefunden hat, ob es tatsächlich längs oder nicht doch quer aufgehängt gehört, ob es vielleicht auf dem Kopf hängt und warum so ein Gemälde überhaupt Kunst ist und was genau es an so prominenter Stelle verloren hat. Damals hielt ich es für einen genialen Marketing-Gag eines Künstlers, der tierisch viel Kohle gescheffelt haben musste damit, solche „Kunst“ in Serie zu erstellen und für teuer Geld zu verkaufen.
Elf identische hat er damals gemalt, hier hing Nummer 3, die sich durch nichts von ihren 10 Geschwistern unterschied. Okay. Er hat jedem einen unterschiedlichen Preis gegeben, einfach so. Cool! Verwegener Typ. Gefiel mir.
Unser Kunstlehrer erklärte dann mehr: dieser Yves Klein hatte mal mit zwei Kumpels am Strand gesessen und sich mit ihnen die Welt aufgeteilt. Yves nahm den Himmel, das war nun also seiner. Blau, monochrom, hier und da gestört durch Vögel und Wolken. Unendlich.
Yves Klein interessierte sich nicht für Motive, nicht für den Pinselstrich, er interessierte sich nur für Farben. Und er (er)fand seine eigene und ließ sie patentieren. „International Klein Blue“.
Was ich feststellte: je mehr man dieses sehr intensive, leicht rotstichige Blau anschaut, desto mehr wird man hineingezogen, gesogen. Kein Monitor kann diese gewaltige Farbe anzeigen, man muss sich so ein Bild tatsächlich ansehen. Meditation pur.
Der Künstler, so habe ich mal gelesen, verglich „seine Farbe“ mit der Geschichte des persischen Flötenspielers.
„Ein Flötenspieler begann eines Tages, einen lang gezogenen Ton zu spielen. Als er damit nun an die 20 Jahre fortfuhr, gab ihm seine Frau zu bedenken, dass doch alle anderen Flötenspieler mehrere Töne und ganze Melodien zustande brächten und dass das doch vielleicht abwechslungsreicher sei. Der Flötenspieler aber antwortete, dass es nicht sein Fehler sei, wenn er die Note schon gefunden hätte, nach der die anderen immer noch suchten.“